Um dem Regen in Brisbane zu entfliehen ging es mit unserem
reparierten Auto endlich Richtung Süden, zum Bundesstaat Victoria.
Es hieß,
dort sollten die Jobchancen für Fruitpicking am Besten sein. Die knapp 1500
Kilometer fuhren wir dann in drei Tagen runter, die erst Zeit meist im
strömenden Regen. Unser nur notdürftiges gefixtes Dach hielt dem leider nicht
ganz so gut stand, also musste es notdürftig wieder geflickt werden.
Die Nächte verbrachten wir an notdürftigen Autobahnstopps,
die vorrangig von Truckfahrern besucht waren. Nicht immer schlecht, so schenkte
man uns vier Flaschen Wein, die von einem Truck „gefallen waren“. Oft gabs jedoch nicht mal Toiletten oder
Tische, so wurde ganz einfach auf dem Parkplatz gekocht….
…. oder auch mal schnell mit Küchenutensilien die Haare
gewaschen.
Am dritten Tag erreichten wir endlich unser erstes Ziel
Cobram in Victoria. Dort gab es anscheinend jede Menge Arbeit, jedoch keine
Backpacker-freundlichen Unterkünfte. Die Nacht verbrachten wir deshalb in einem
Regionalpark, indem man umsonst campen durfte. Jedoch wieder einmal ohne
Toilette, Tische oder geschweige denn Licht. Wir konnten es kaum glauben, dass
es doch tatsächlich nach unserer Ankunft in Cobram wieder anfing zu regnen! Wir fühlten uns, als würde
uns eine dicke Regenwolke einfach überallhin verfolgen. Unsere Kofferraumklappe
bot uns jedoch ein wenig Schutz, sodass trotzdem ein leckeres Abendessen gekocht
werden konnte.
Dies sollten wird jedoch schnell bereuen. Als jeder für sich
bemerkte, dass sich das Bauchgrummeln zu schmerzhaften Krämpfen entwickelte,
sprach es endlich einer aus „Anika, mir ist schlecht“ – „Ja, mir ist auch
schlecht!“ – „Ich glaube, die Eier waren schlecht“. Keine fünf Minuten stürzten
wir aus dem Auto und es kam alles im strömenden Regen oben wieder raus. Nun war
uns klar: Das wird die schlimmste Nacht unseres Lebens. Schnell sahen wir ein,
dass wir diese Nacht unmöglich ohne Toilette, ohne Licht und im Regen inmitten
eines Regionalparks „überleben“ können. Da es auch kein 24-Stunden-Motel gab,
beschlossen wir, schleunigst ins Krankenhaus zu fahren. Irgendwie meisterten
wir den Weg dorthin – natürlich mit ein paar Zwischenstopps. Im Krankenhaus
wurden wir von zwei superlieben Krankenschwestern aufgenommen, mit mehreren
Injektionen versorgt und als uns dann immer noch schlecht war auch mit
Tabletten und einer Wärmeflasche. Wir zwei müssen echt wie das letzte Elend
ausgesehen haben, denn sie erlaubten uns heimlich bis halb 7 Morgens im
Krankenhaus zu schlafen und wir mussten doch tatsächlich absolut nichts
bezahlen. Schlafen war jedoch relativ – denn wir mussten uns doch noch die
ganze Nacht übergeben. Aber es war trotzdem gut ein Bett zu haben und eine
richtige Toilette (und Menschen, die einen bemitleiden ;-)).
Mit dieser Nacht hatten wir endgültig die Schnauze voll von
Cobram und fuhren einen Ort weiter nach Shepparton. Hier haben wir sofort einen
Backpackerfreundlichen Campingplatz gefunden, auf dem sich schon ca 30 Fruitpicker
niedergelassen haben. Wir haben uns nun entschieden, die 6 Wochen Arbeitszeit
in unserem geliebten Auto zu schlafen (wir haben auch keine andere Wahl, denn
alle Hostels sind voll) und hoffen uns bald zu den Fruitpickern dazu zählen zu
können. Cross your fingers!
Fruitpicking: shit Job, poor salary
(Da wir es nicht geschafft haben den letzen Blogeintrag
rechtzeitig hochzustellen, kommt hier direkt ein Update: )
Direkt am nächsten Morgen sind wir mit Eugen, einem der
Campingplatzcrew, um halb 5 aufgestanden um uns mit einem Mitarbeiter einer
Farm zu treffen, der versuchte uns einen Job auf seiner Farm zu organisieren.
Leider war die Farm schon proppenvoll, aber 3-4 Farmen später hatten wir dann
unseren ersten Job in der Tasche -
Birnen pflücken. So beginnen wir also ausgestattet mit einer unendlich
schweren Leiter und einem Pflücksack wie die verrückten drauf loszupflücken.
Viele Bäume schienen aber auch schon von anderen Pickern
halb abgepflückt geworden zu sein und die Körbe füllten sich nur sehr langsam.
Ein Korb enthält 420kg Birnen und dafür
bekommen wir nicht mal ganz 30 Dollar.
Trotzdem wollten wir es ein paar Tage versuchen. Also suchten
wir den Farmer auf und erklärten ihm, dass wir zwar hier arbeiten wollen, aber
nicht die Reste der anderen Pflücker pflücken möchten, sondern „frische“ Bäume
verlangen. Dies versprach er uns dann auch für die nächsten Tage. Ergebnis des
ersten Tages war: 9 Stunden Arbeit, 2 Körbe pro Person, und gerade mal 60
Dollar… nicht gerade das Optimum, aber alle Fruitpicker versprachen uns, es
wird besser. Todmüde, total erledigt, mit Blauen Flecken und Kratzern von allen
Ästen fielen wir dann am Abend, nach ein, zwei Feierabendbieren mit unseren
Nachbarn ins Bett.
Birnen pflücken machten wir geschlagene 3 Tage. Am zweiten
Tag pflückten wir sogar 3 Körbe, da wir vernünftige Bäume hatten. Nach dem
dritten Tag erfuhren wir, dass die Birnen jetzt zu Ende gepflückt sind und wir
waren wieder arbeitslos.
Da uns aber alle erzählten, unsere Farm sei die
schlechteste, da die Bäume nicht gut bestückt sind und dazu auch noch die
mickrigsten Birnen haben, waren wir
nicht allzutraurig.
Dieses Schicksal betraf zum Glück nicht nur uns, sondern
auch unsere neugewonnen Campingplatzfreunde, fast alles Franzosen und ein Ami
(echte Rarität hier in Australien). Also hieß es am Abend dann „feiern“. Alle
froh über einen freien Tag, ließen ordentlich die Korken springen.
„Feiern“ ist hier in Shepparton allerdings eher schwierig (oder wir haben
noch nicht den richtigen Club gefunden). Der Club war also eher enttäuschend
und weil noch nicht mal alle von der Truppe hereindurften, blieben wir nur 10
Minuten und entschieden uns dann doch wieder für die Campingplatzathmosphäre.
Am nächsten Morgen ging es dann mit alle Mann ins Freibad, wo wir stundenlang
Unterwasserfotos machten und in der Sonne chillten.
Bis jetzt gammeln wir das ganze Wochenende einfach zusammen auf unsrem Stammplatz aufm Campingplatz rum, spielen Karten oder
Volleyball, oder quatschen einfach nur.
Die Atmosphäre ist ziemlich entspannt, ab Montag geht es
aber wieder auf Arbeitssuche. Anika und ich versuchen einen „Packingjob“ zu
bekommen. Da muss man die Früchte nicht pflücken, sondern einfach nur
verpacken. Der Job ist zwar super langweilig, aber wenigstes nicht so
schmerzvoll wie pflücken und man wird nach Stunden bezahlt. Leider sind diese
Jobs sehr beliebt. Aber noch sind wir guter Dinge einen zu bekommen.