Auf die Empfehlung unserer Shepparton Friends hin, buchten
wir uns für unsere Zeit in Melbourne ins Home Travellers Hostel im Strandvorort
St. Kilda ein. St. Kilda besteht aus zahlreichen Second-Hand-Läden, kleinen
süßen Restaurants, endlos vielen Tattoo-Studios und zahlreichen Pubs und
Weggehmöglichkeiten und ganz vielen Palmen (Für die Kölner: es ist ein kleines
bisschen wie das Belgische Viertel, nur in viel größer und mit Strand).
Dort trafen wir Roy wieder, einen Freund aus alten
Fruitpicking-Zeiten. Da Roy (der verrückte Franzose) im ganzen Hostel bekannt
ist, fanden wir schnell Anschluss in der eingeschweißten und lieben
Hostelgemeinde.
(Roy ist zwischenAnikathi)
Die meisten Leute dort arbeiten in Melbourne und wohnen
deswegen dauerhaft im Hostel. Wir hatten das Glück ins berühmte Zimmer 10 des
Hostels zu kommen, welches inoffizieller allgemeiner Aufenthalts- und Partyraum
ist. Grundregel des Zimmers: Niemals die Türe schließen, damit „obdachlose
Backpacker“ das Bad mitbenutzen können oder ein Nickerchen auf dem Zimmerboden
halten können (oder auch Hostelbewohner, die ihr Bett nicht mehr finden ;-)). Am
Abend hieß es für uns dann auch eeeendlich wieder feiern! Der erste richtige
Feierabend nach 8 Wochen, eine halbe Ewigkeit ;-). Mit allerhand Leuten wurde
in unserem 12-Bett-Zimmer vorgeglüht, bevor es mit allen zusammen in den Club
ging. Heißeste Braut an diesem Abend war Roy, der sich zum Anlass des Wet-T-Shirt-
Contest doch tatsächlich nur mit einem weißen Frauen Tank-Top in den Club
traute.
Am Wochenende blüht das Partyhostel erst so richtig auf,
schon um 12 Uhr sitzen vorwiegend die Iren und die Engländer draußen und machen
ihrem Ruf der Säufer alle Ehre.
Ihr könnt euch also wohl denken, wie das Wochenende weiter
verlaufen ist – wurde der Kater so gerade ertragbar, wurde die nächste Flasche
Wein aufgemacht. Damit auch alle das ganze Wochenende durchhalten, werden
Donnerstagabend dann erstmal die Drogenbestellungen fürs Wochenende abgeklärt
(und wir reden hier nicht von Gras, denn Joints werden hier jeden Tag und zu
jeder Tageszeit geraucht wie Zigaretten). Da wird von den angestellten
Backpackern, die Nachtschicht im Hostel haben auch mal mehr oder weniger
heimlich auf Hilfsmittel zurückgegriffen um die ganze Nacht wachbleiben und
mitfeiern zu können. Geht während dem Vorglühen abends dann der Alkohol aus –
kein Problem! Es kommen arme Backpacker vorbei (wahrscheinlich Franzosen, die
klauen hier ALLE!!!!), um dir die geklaute Flasche Schnaps für die Hälfte des
Preises zu verkaufen.
Highlight war jedes Mal wieder, wenn die Gitarre rausgeholt
wurde und alle zusammen in der Küche oder auf dem Balkon gesungen und
beieinandergesessen haben.
Als wir uns Montagabend endlich mal ein bisschen Erholung
gönnen wollten, wurden wir von einer netten Gruppe englischer Jungs im
Endeffekt doch noch überredet feiern zu gehen. Diesmal ging es sogar ins CBD
(Stadtzentrum) von Melbourne, vorher hatten wir es nämlich nur geschafft, in
St. Kilda feiern zu gehen. Und so kam es, wie es kommen musste… ein geplanter
ruhiger Abend endet darin, dass Anika und Kathi nicht mehr zurück in den Club
durften und sich somit alle eine andere Location suchen mussten (vor dessen
Einlass sich einer der Jungs dann aber auch auf Bitte des Türstehers erstmal
eine Pommes kaufen sollte ;-)).
Der größte Vorteil des Hostels (immer nette Leuten, mit
denen man feiern gehen kann) ist damit auch sein größter Nachteil, denn ein
ruhiger Abend ist einfach unmöglich!!! Somit entschieden wir uns für ein paar
Tage raus aus St.Kilda und zum Rip Curl Surfcontest in Bells Beach zu fahren
mit dem Gedanken pünktlich zum Wochenende wieder in St. Kilda zu sein. Ursprünglich
war geplant, nur für ein paar Tage in Melbourne zu bleiben um dann die Ostküste
hochzufahren, aber ein weiteres Wochenende im Hostel wollten wir uns nicht
entgehen lassen.
Nach 1 ½ stündiger Fahrt kamen wir am Bells Beach an und
standen mit viel zu wenig Bargeld an der Kasse. Als wir dann anfingen unser
„Rotgeld“ zusammen zu suchen, hatte die Kassiererin erbarmen und ließ uns für
die Hälfte rein (die netten Australier mal wieder…). Der Surfcontest war dann
doch ruhiger als wir dachten, ehrlich gesagt hatten wir auch Bands und Halli
Galli erwartet. Uns wurde jedoch gesagt, dass es am Wochenende mehr abgehen
sollte. Kurz nach uns trafen auch ein paar Freunde vom Hostel ein, die für ein
paar Tage zur Great Ocean Road fuhren und auch einen Zwischenstopp dort
machten. Gemütlich chillten wir uns an den Strand und beobachteten die
Weltklassesurfer. Die "Berühmtheit" der Personen wurde uns erst klar, als sich
Scharen von Kindern, die Autogramme wollen, und auch einige Reporter um die
Surfer versammelten als sie aus dem Wasser kamen.
Beim Abendessen trafen wir dann eine Gruppe netter
Franzosen, die uns mit zu ihrem optimalen Schlafplatz brachten. Direkt am
Strand und weit genug weg um die Musikboxen ganz laut zu drehen. Schweren
Herzens ließen wir jedoch ausnahmsweise mal die Finger vom Goon.
Am nächsten
Tag gings mit allen zusammen für einen zweiten Tag zum Surfcontest, diesmal
sahen wir sogar die Frauen surfen, die wir am Vortag verpasst hatten.
Gut erholt gings pünktlich zum Wochenende dann wieder nach
Melbourne. Dort hatten wir ein absolut geniales Osterwochenende und konnten das
Hostel wieder nicht, wie eigentlich geplant war, Montag verlassen, sondern
buchten noch eine komplette Woche auf Kosten der Ostküste. Die gesamte Zeit
buchten wir nur ein Hostelbett um den Geldbeutel zu schonen.
Wir brauchen euch jetzt nicht jeden einzelnen Tag erläutern,
die ganze Woche war einfach nur Party, Party, Party, egal ob man abends noch
weggegangen ist oder nur im Hostel die Sau raus gelassen hat.
Tagsüber schafften wir es ab und zu auch mal den ein oder
anderen Second Hand Laden zu besuchen oder uns an den Strand zu chillen.
Mit Matt und Jack, zwei Jungs der englischen Jungstruppe
gönnten wir uns auch mal ein leckeres Steak zum Abendessen und besuchten
zusammen den Freizeitpark Luna Park. Dort sind wir auf der ältesten Achterbahn
Australiens (behauptet Jack zumindest… ;-)) gefahren. Die Jungs überredeten uns
ein unlimited Ticket zu nehmen und so wurden wir zu nun wirklich jeeeedem
Fahrgerät gezwungen, bis wir wirklich kurz vor dem Erbrechen waren. Als uns ein
paar Kuscheltiere geschossen wurden, ging es uns aber dann gleich wieder
besser.
Nach zwei Wochen statt wie geplant 4 Wochen in Melbourne war
es dann aber wirklich an der Zeit weiterzureisen. Gerade rechtzeitig, da am
letzten Abend der Oberboss des Hostels unangemeldet in Zimmer 10 stand und der
war nicht gerade begeistert, als er seinen Nachtwächter inmitten der Partymeute
und zwischen etlichen Joints sah. Dieser will nun für einige Zeit ins Hostel
einziehen (nicht zuletzt auch wegen den zahlreichen Polizeibeschwerden) um zu
sehen, was dort schief läuft.
Das Hostel mag jetzt für Außenstehende vielleicht krass
klingen, man wird jedoch von allen Leuten so freundlich und offen aufgenommen,
dass man sich einfach nur wohl fühlen kann. Es fällt uns nicht nur schwer uns
von den sehr lieb gewonnenen Hostelbewohnern zu verabschieden, sondern auch von
dem charmanten St. Kilda, welches besonders dadurch ist, dass es nah an
Melbourne, aber doch noch sehr persönlich ist.
Wegen unseren Schlafgewohnheiten immer bis 12 Uhr mittags zu
schlafen und dem Fakt, dass es hier schon immer um 6 Uhr dunkel wird (sprich:
kein Fahren mehr), haben wir tatsächlich vier Tage gebraucht um bis nach
Brisbane zu kommen. Förderlich war da auch nicht, dass wir doch tatsächlich
verpeilt hatten, rechtzeitig zu tanken und im letzten Monat noch unseren Diesel
Reservekanister öffnen mussten. Aber wir sind uns einig, in Australien muss das
einmal passieren.
Unser Auto bot uns wieder einige Überraschungen auf der
Fahrt. Der Tacho machte schon nach 100 km schlapp, jetzt hieß es das Fahrgefühl
schärfen und grob schätzen, wie viel man fährt und unser Kofferraum schließt
leider überhaupt nicht mehr. So ist nun auch beim Anfahren äußerstes Feingefühl
gefragt, damit die Klappe nicht dem Hintermann gegens Auto schlägt. Aber keine
Sorge, morgen haben wir einen Termin in der Werkstatt, damit wir das für den
Autoverkauf benötigte Safety Certificate erhalten (oh je… hoffentlich erhalten
wir es jemals!).
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