Nachdem sich mehrere Tage absolut niemand auf unsere Autoverkaufsanzeigen gemeldet hat, entschieden wir uns für einen weiteren Trip mit dem Hintergedanken, dass wir bei eventuellem Kaufinteresse wieder zurück nach Brisbane fahren können. Ziel war das zwei Stunden von Brisbane entfernte Byron Bay. Es ist eine typische, sympathische, kleine Surfer Strandstadt, von der jeder hier in Australien schwärmt.
Da wir ja noch unseren Van hatten, konnten wir das super Angebot eines Hostels nutzen, für 10 Dollar pro Person auf dem Parkplatz des Hostels zu übernachten und alle Einrichtungen zu nutzen. Das Hostel, die „Art Factory“ ist das speziellste Hostel in dem wir bis jetzt waren. Es ist Heimat für viele Hippies. Der Tag beginnt morgens um 9 Uhr mit einer gemeinsamen Yogastunde, weiter geht es dann mit Trommelunterricht am Nachmittag oder auch einer Unterrichtsstunde, wie man sich selber eine Didgeridoo basteln kann (typisches australisches Instrument). In der Küche wird dir öfters von anderen Backpackern die veganische Lebensweise ans Herz gelegt. Außerdem hat man immer den Geruch von Räucherstäbchen in der Nase, die gerne von Hostelbewohnern angezündet werden. Wenn einem langweilig wird, kann man das Angebot in Anspruch nehmen sich die Zukunft aus der Hand lesen zu lassen oder sich mit einer esoterischen Massage verwöhnen lassen. Das Hostel ist ganz großflächig angelegt, mit eigenem kleinen See und sehr grün.
Ein Highlight im Hostel ist der wöchentliche Talentabend. Man hat das Gefühl, dass nun wirklich jeder Hostelbewohner musikalisch talentiert ist (außer uns natürlich). So verbringt man den Dienstagabend damit, auf dem Fußboden im Schneidersitz sitzend jungen Talenten zuzusehen und etwas neidisch zu werden.
Wenn man Glück hatte, fanden nachts noch private „Parkplatzpartys“ statt. Dort spielten vor allem Franzosen mit ihren guten Musikanlagen harte Dubstep Musik ab und circa 70 Leute tanzten vor ihren Vans. Dazu gab es Feuerfakeltanz (oder wie man es halt auch nennt).
Tagsüber haben wir unsere letzten australischen Sonnenstrahlen am Strand genossen und uns auch mal aufs Surfbrett getraut. Jannik und Andy, die wir im Hostel kennen gelernt haben, haben uns dabei einen kleinen Anfängerkurs gegeben. Am Ende des Tages konnten wir doch tatsächlich zwei Sekunden auf dem Board stehen. Surfen ist jedoch einfach nur unendlich anstrengend, wenn man noch ein Anfänger ist. Die meiste Zeit verbrachten wir damit, mit den brechenden Wellen zu kämpfen, unseren Bikini an uns zu halten und wurden das ein oder andere Mal von einer Todeswelle durch geschleudert.
Da wir auch in Byron Bay unser Auto beworben hatten, haben sich immerhin zwei Leute unseren Van angeschaut, von denen wir bis jetzt jedoch kein Kaufangebot haben.
Freitag kamen dann Jack und Matt aus Melbourne mit dem Flugzeug an, die Samstag für ein Wochenende mit uns zum Nimbin Festival fahren wollten.
Mit ihnen kam die gute Nachricht, dass nicht nur Matt und Jack für eine Nacht vorher nach Byron Bay kommen, sondern die ganze verrückte andere Clique aus Melbourne auch, die gerade auf einem Roadtrip waren. Mit allen zusammen wurde abends gefeiert und sich auf Nimbin eingestimmt.
Am nächsten Morgen ging es dann mit allen zusammen nach Nimbin, dass etwas im Landesinneren liegt (noch nicht mal Handyempfang).
Keiner wusste so recht, was uns in Nimbin erwarten wird. Nimbin besteht aus nur einer Straße, mit ganz vielen Hippieläden. Die Idee des Festivals „Mardigras“ ist für die Legalisierung von Gras zu demonstrieren, wir hofften jedoch auf viel Livemusik und gute Stimmung. Die Erwartungen hinsichtlich der Musik wurden leider nicht ganz erfüllt. Lediglich im Rathaus war eine Bühne aufgebaut, auf der Bands spielten. Trotzdem war die Stimmung gut und das Festival wirklich sehr interessant. Leipatrole des ganzes Wochenendes war „Change the law! Make it legal!“.
Auch wenn wir Mitläufer es lauthals mitgrölten, sahen wir das ganze doch eher als Spaßveranstaltung an. Kurze Zeit hatten wir Angst, aus Versehen in einen Sitzstreik hineingezogen wurden zu sein. Highlight des Festivals war die Kundgebung am Samstag, bei der dazu aufgefordert wurde, gemeinsam einen Joint zu rauchen und die Parade am Sonntag.
Insgesamt sah man viele interessante Menschen rumlaufen, mit denen wir jedoch aber nicht tauschen wollen würden. Erschreckend war, dass und doch tatsächlich eine Bande höchstens 12-jähriger angesprochen hat, ob wir ihnen Gras abkaufen wollen.
Nach dem Wochenende ging es dann Montag wieder zurück nach Brisbane, wo wir die Jungs am Flughafen verabschiedeten und wieder in unser altes Hostel eincheckten.
Wir haben in Brisbane nun noch eine Interessentin für unser Auto und hoffen sehr darauf, dass es klappen wird. So langsam wird die Zeit doch sehr knapp, da Samstag unser Flug ins Outback zum Ayers Rock geht und wir danach nur noch einen vollen Tag haben, bevor wir nach Hause fliegen.
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